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Bis zum 3. Dezember werden wertvolle Dokumente aus den Archiven des Bistums Lüttich in Susteren in den Niederlanden ausgestellt. Wie ist das möglich? Worum geht es in diesen Dokumenten? Wir haben Christian Dury, den Diözesanarchivar, befragt. 

Susteren ist eine kleine Stadt in den Niederlanden, in der Provinz Limburg. Am 2. März 714 gründete Pippin von Herstal, Hausmeier von Austrasien und Neustrien, dort eine Abtei. Im 13. Jahrhundert wurde sie zu einem Kanonissenstift, doch die Oberin behielt den Titel „Äbtissin“. Bis zum Ende des Ancien Régime (18. Jahrhundert) gehörte die Stadt zum Bistum Lüttich, im alten Archidiakonat Kempen, Dekanat Susteren.
Daher werden diese Dokumente heute in den Archiven des Bistums Lüttich aufbewahrt. Historisch gesehen reichten das Bistum und das Fürstentum Lüttich weit über die heutigen Grenzen zwischen Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden hinaus.  

In der aktuellen Ausstellung in Susteren sind zwei Akten zur Bestätigung von Äbtissinnen zu sehen, die der Generalvikar des Bistums Lüttich zu genehmigen hatte. Besonders bemerkenswert sind die Siegel (1745) des Kapitels von Susteren und von Maria Theresia Freifrau von Bentinck (ca. 1702–1778), der Äbtissin (1745–1778). Diese Dokumente werden in der Basilika von Susteren bis zum 3. Dezember 2023 aufbewahrt (nur sonntags von 13:00 bis 17:00 Uhr).

Verleih unter Garantie

Der Verleih von Diözesanarchiven an Ausstellungen ist nicht ungewöhnlich, erklärt Christian Dury. „Seit September habe ich vier Anfragen für Leihgaben erhalten, aber in manchen Jahren bekomme ich gar keine“. Der Verleih solcher Dokumente ist nur auf Grundlage eines offiziellen Antrags mit Unterschrift eines Verantwortlichen möglich. „Man fragt mich nach außergewöhnlichen oder besonders schönen Stücken“, so der Archivar. Versicherungsnachweise (Kopie des Vertrags oder eine Bescheinigung) sind erforderlich. Und jede Leihgabe birgt natürlich Risiken. „Ich bin durchaus offen für die Leihgabe von Dokumenten, aber ich bin immer beruhigter, wenn sie zurückkehren“, gesteht Christian Dury. Manche Dokumente sind wegen ihres Zustands oder ihrer Fragilität von der Leihgabe ausgeschlossen. Dokumente bleiben in der Regel nicht länger als einen Monat außerhalb der Archive. 

Schätze in Hülle und Fülle 

In den Archiven des Bistums gibt es eine enorme Auswahl. „Wir verfügen über 800 laufende Meter an Archiven. Da jeder Meter Tausende von Dokumenten enthalten kann, habe ich geschätzt, dass wir zwischen 50 und 65 Millionen Dokumente aufbewahren.“ Und darunter gibt es wahre Schätze. Doch, betont Christian Dury, „alles ist einzigartig, alles ist wertvoll“.

Besonders bemerkenswert sind die Chartulare, Sammlungen von Urkundenkopien; die Archive bewahren etwa zwanzig Bände davon auf, einer wurde kürzlich restauriert. Diese Bücher enthalten oft Kopien von Urkunden oder Chartas, deren Originale verloren gegangen sind, was ihren historischen Wert erheblich steigert. 

Das älteste Originaldokument in den Archiven ist eine Urkunde von Saint-Paul über die Gemeinde Nandrin aus dem Jahr 1083. Ein weiteres sehr altes Dokument aus dem Jahr 1100 wurde kürzlich dem Schatz der Kathedrale für eine Ausstellung über das Priorat von Beaufays ausgeliehen. Erst kürzlich wurde ein fast 15 kg schweres restauriertes Buch im B3 (Ressourcen- und Kreativitätszentrum der Provinz Lüttich) für eine Ausstellung über Buchbindungen präsentiert. 

Bewahren und aufwerten

Mit Unterstützung der König-Baudouin-Stiftung und privater Sponsoren hat Christian Dury außerdem begonnen, einige unschätzbare Dokumente zu digitalisieren oder zu mikrofilmen. Mehr als 1.000 Plakate aus dem Ersten Weltkrieg werden bald online einsehbar sein. 

Während sich die historischen Bestände nicht verändern, haben die Archive des Bistums die Aufgabe, neue Bestände aufzunehmen, insbesondere die der diözesanen Ordensgemeinschaften, die leider ihre Tätigkeit einstellen. „Auch einige Familien verstorbener Priester vertrauen uns ihre persönlichen Archive an. Und wir haben gerade die Archive des Diözesanjugenddienstes erhalten“. All diese neuen Dokumente müssen sortiert, klassifiziert und inventarisiert werden. Unser Diözesanarchivar hat also definitiv keine Langeweile! 

Sophie DELHALLE 

Sind Sie an der Geschichte des Bistums interessiert? Besuchen Sie die Facebook-Seite der Archive des Bistums Lüttich.