Das Weihnachtsdorf kehrt von Freitag, dem 29. November, bis Montag, dem 30. Dezember nach Lüttich zurück! Aber wie ist diese Tradition in der „Feurigen Stadt“ entstanden, und woher stammen die älteren Wurzeln der Weihnachtsmärkte in Europa?
Tor des Weihnachtsdorfs bei Nacht © Roland Dumoulin
Um die Ursprünge der Weihnachtsmärkte zu entdecken, muss man ins Spätmittelalter zurückblicken. Damals boten spezielle Märkte den Städtern die Möglichkeit, sich mit Lebensmitteln und Vorräten für den Winter einzudecken. Im Jahr 1294 erwähnt eine städtische Verordnung der Stadt Wien die Organisation eines „Nikolausmarktes“ zu Ehren des heiligen Nikolaus von Myra, des Schutzpatrons der Schüler. Dies ist die älteste schriftliche Erwähnung eines solchen Ereignisses. Um 1570 wurden diese Märkte unter dem Einfluss der protestantischen Reformation abgeschafft, die den Heiligenkult ablehnte. Den Kindern wurden die Geschenke nicht mehr vom heiligen Nikolaus, sondern direkt vom Christkind überreicht. Um die Händler, die durch diese Entscheidung erhebliche Einbußen erlitten hätten, zufriedenzustellen, wurde ein Kompromiss gefunden: Der „Christkindlmarkt“, der nun vor dem 25. Dezember stattfinden durfte, markierte die Geburt des modernen Weihnachtsmarktes.
Lüttich und sein Weihnachtsmarkt: Bescheidene Anfänge und unverzichtbare Festlichkeiten
In Lüttich ist die Geschichte des Weihnachtsmarktes jünger als die ihrer deutschen Pendants. Mitte der 1980er Jahre organisierte der Verein „Le Tournevent“ auf Wunsch der Lütticher Händler die erste Ausgabe des „Weihnachtsdorfs“ auf dem Place du Marché. Damals bestand die Veranstaltung aus nur wenigen Ausstellern, die sich unter etwa zehn Sonnenschirmen versammelten, und die Festlichkeiten dauerten nur eine Woche rund um den 24. Dezember. Im Laufe der Jahre wurden die Dauer der Veranstaltung und die Liste der Aussteller länger, und Anfang der 1990er Jahre kamen auch Chalets auf dem Place de la Cathédrale hinzu, um eine Außeneisbahn herum. Heute ist der Lütticher Weihnachtsmarkt die wichtigste touristische Veranstaltung der Stadt mit einer geschätzten Besucherzahl von zwei Millionen Menschen aus ganz Belgien und den Nachbarländern. Kein Wunder für eine Stadt, die 2018 den Titel „Europäische Weihnachtsstadt“ erhalten hat!
Das „Weihnachtsdorf“ von Lüttich trägt seinen Namen zu Recht: Es ist ein echtes Dorf im Herzen der „Feurigen Stadt“. Es hat einen Bürgermeister, einen ordnungsgemäß eingeschworenen Dorfrat, Bewohner (die Aussteller) und sogar einen Pfarrer! Dieses Amt wird von Jean-Pierre Pire, dem Dekan von Lüttich, bekleidet. Obwohl es vor allem symbolischen Charakter hat, legt der Dorfrat, trotz seines säkularen Charakters, großen Wert auf seine Anwesenheit jedes Jahr. Der Pfarrer besucht regelmäßig das Dorf, wurde jedoch nie für spezifische religiöse Veranstaltungen wie eine Eröffnungsmesse angefragt. Dennoch findet die spirituelle Dimension dank der Bühne des Weihnachtsdorfs ihren Platz. Diese Bühne, die allen offen steht, begrüßt unter anderem Chöre, die traditionelle christliche Weihnachtslieder vortragen. Zum Beispiel werden die Jugendlichen von Cornillon am 22. Dezember ein Programm von Liedern im Herzen des Weihnachtsmarktes präsentieren.
Um keine anderen Aufführungen zu verpassen, schauen Sie regelmäßig auf der Website des Weihnachtsdorfs vorbei, wo das Programm der Bühne aktualisiert wird.
C.D.