In dieser Fastenzeit hat das Dekanat Ans einen Zyklus von zwei Vorträgen mit Olivier Windels, Bischofsvikar, angeboten. Ein Rückblick auf den ersten Vortrag, der am 19. März stattfand und unter dem Titel stand: „Ein liturgischer Blick auf die Sakramente“.

Zahlreich war das Publikum – ein deutliches Zeichen für die Einheit des Dekanats. Unterschiedliche pastorale Akteurinnen und Akteure waren anwesend: Pfarrangehörige, Katechistinnen, Mitglieder des Klerus… Angesichts dieser Vielfalt stellte Olivier Windels gleich zu Beginn klar, dass es ihm nicht darum ging, eine Anleitung für die „richtige“ Feier zu geben, sondern aufzuzeigen, wie sehr die Liturgie selbst spricht. Seine Worte sollten Herz und Blick dafür öffnen, was in der Liturgie gesagt und erlebt wird.
Zur Einführung zeigte Olivier Windels ein Video einer Erwachsenen-Taufe in der Osternacht. Ein sehr ausdrucksstarkes Bild – gerade im Hinblick auf die 71 Taufbewerberinnen und Taufbewerber im Bistum Lüttich, die am 19. April 2025 getauft werden. In dem Video fiel kein einziges Wort – und doch sprach es Bände. So erinnerte Windels daran, dass das Wort „Sakrament“ vom lateinischen „sacramentum“ kommt, was „Zeichen“ bedeutet. Es bedeutet also: Es ist ein Zeichen – also spricht es! Um dies zu unterstreichen, erzählte er von einer persönlichen Erfahrung: Ein italienischer Priester hatte einst ein Kind mit einer Aluminium-Schale getauft – durchaus wirksam, aber: Spricht eine solche Liturgie wirklich? Kann sie das Herz berühren?
Die Gesten und Symbole der Liturgie verstehen: Von der Parkbank bis zur Geburtstagstorte
Windels griff dann auf ein Bild zurück, das seine Kursteilnehmer gut kennen: die Parkbank. Eine Parkbank scheint auf den ersten Blick „nutzlos“, ist aber ein Ort des Wartens, der Begegnung, des Austauschs. Ebenso scheinen auch die Sakramente „unnütz“, wenn man sie nach Effizienz misst. Doch wie die Bank, dienen sie etwas Größerem – der Liebe und der Gemeinschaft. Sie sind Körpersprache für das Herz. Auf der Bank wird wenig gesprochen, doch die Gesten sind stark. So ist es auch in der Liturgie.
Ein weiteres anschauliches Bild: der Geburtstag. Der Geburtstagskuchen ist nicht nur Gebäck – er ist Teil eines Ritus, ein Symbol, das wir intuitiv verstehen. Ebenso sind liturgische Gegenstände „symbolische Objekte“, die ihre tiefere Bedeutung aus der Bibel schöpfen. Ohne die Heilige Schrift bleibt die Liturgie ein unverständlicher Code, so Windels. Papst Franziskus betont in seinem Schreiben Desiderio Desideravi, wie wichtig liturgische Katechese ist. Denn nur so erschließen sich die Zeichen. Ein Ritus muss angeeignet, „vertraut“ gemacht werden – das geschieht durch das Kennenlernen der biblischen Bezüge: Wasser steht für Reinigung und neues Leben (wie bei der Samariterin oder dem Blinden von Siloah); Öl für Salbung, Erwählung, König- und Priestertum (wie bei David oder den Söhnen Aarons). Jeder liturgische Akt ist tief in der Bibel verwurzelt.
Fünf Zugänge zur Entdeckung des liturgischen Reichtums
Am Ende des Vortrags schlug Olivier Windels fünf zentrale „Erkundungen“ vor, um die Liturgie neu zu entdecken:
- Erstens: die grundlegende Geste des Sich-Versammelns. Wir kommen nicht zufällig zur Kirche – wir kommen als Gemeinschaft. Es geht nicht um individuelle Frömmigkeit, sondern um kollektive Freude am Zusammen-Sein. Wie in Nehemia 8: „Versammelt euch, Volk Gottes“ – ein geteiltes, bedeutungsvolles Erleben.
- Zweitens: das Wort „Lasset uns beten“. Es ist kein Solovortrag des Priesters, sondern Ausdruck der Gebete aller Anwesenden. Der Priester sammelt sie, um sie Gott darzubringen.
- Drittens: die Tiefe der Taufe. Sie taucht uns ein in Gottes Geist und Christi Liebe. Römer 6 spricht davon: ein Hineintauchen in Tod und Auferstehung Christi. Die Kirche bringt durch sie neues Leben hervor.
- Viertens: das Brotbrechen. Eine einfache, aber kraftvolle Geste. Das Brotbrechen ist Zeichen der Einheit. Die Eucharistie beginnt mit diesem Moment.
- Fünftens: die Osterflamme. Die Osterkerze steht für das Licht Christi. Sie erinnert uns: In der Dunkelheit leuchtet das Licht. Auch wenn wir stolpern – Christus ist Licht auf unserem Weg.
Im Verlauf des Vortrags lud Olivier Windels dazu ein, die Liturgie mit neuen Augen zu betrachten. Seine Bilder und Erklärungen zeigten: Die Rituale sind keine bloßen Abläufe, sondern Gelegenheiten, in der Beziehung zu Gott und den Mitmenschen zu wachsen. Diese Konferenz war ein idealer Wegbereiter für die Karwoche und das Osterfest – eine Einladung, sich den Zeichen der Auferstehung mit offenem Herzen zu nähern.
Céline Dallemagne