In Belgien lebt eine von fünf Personen in Armut oder sozialer Ausgrenzung. Die Betroffenen stehen vor unmenschlichen Entscheidungen: ihre Wohnung bezahlen oder heizen, medizinische Versorgung oder Nahrung, Rechnungen oder Schulmaterial für ihre Kinder.

Das Recht auf Wohnen ist in Artikel 23 der belgischen Verfassung verankert. Dennoch wurden laut den neuesten Erhebungen der König-Baudouin-Stiftung im Jahr 2021 in Brüssel 5313 Obdachlose gezählt, 1146 in Namur und 500 in Lüttich. Und Obdachlosigkeit ist nur die Spitze des Eisbergs, hinter der eine weitverbreitete Wohnungsunsicherheit steht. Unerschwingliche Mieten, Zwangsräumungen, Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe, übermäßige Verantwortungsübertragung, unbewohnbare Wohnungen – all dies sind Realitäten, mit denen sich benachteiligte Menschen auseinandersetzen müssen.
Über hundert Organisationen, darunter 20 in Lüttich
Deshalb hat die Adventskampagne von "Action Vivre Ensemble" beschlossen, über hundert Vereine und Projekte rund um das Thema Wohnen zu unterstützen, unter dem Motto "Home Sweet Home. Ein Recht, kein Luxus". Diese Organisationen wurden aufgrund ihrer hochwertigen sozialen Betreuung und ihrer Fähigkeit, Verbindungen herzustellen und Stereotypen abzubauen, ausgewählt.
Rund zwanzig Projekte in Lüttich wurden ausgewählt, darunter die Gesellschaft des heiligen Vinzenz von Paul, Ein Dach für die Nacht Seraing, Racynes, Die Offene Tür Visé oder Straßenpfleger. Letztere legen großen Wert auf Hygiene und Gesundheit von Obdachlosen. Durch diese Vertrauensbasis gelingt es ihnen, viele Menschen aus der extremen Armut und von der Straße zu holen. Im Jahr 2023 betreute das Team intensiv 24 Obdachlose.
Die Organisationen trafen sich am 17. November in Glain
Rund fünfzig Vertreter unterstützter oder noch zu unterstützender Organisationen trafen sich am Freitag, dem 17. November, im Maison Blanche in Glain. Ihr Ziel: sich kennenlernen, Erfahrungen austauschen und über Wohnungsnot, deren Ursachen und Lösungen nachdenken.
Die Hindernisse für den Zugang zu angemessenem Wohnraum sind zahlreich: Mangel an Sozialwohnungen, Diskriminierung, unkontrollierte Mietpreise, Zwangsräumungen, spekulativer Leerstand… All diese Faktoren erschweren den Ärmsten die Suche nach einem Zuhause.
Sophie DELHALLE / Dominique SERVAIS für die Adventskampagne Vivre Ensemble